| Predigt Osternacht 12.04.2020 Jeden Tag schaue ich aus dem Fenster meines Wohnzimmers in den Vorgarten und beobachte, wie die Tulpen dort jeden Tag ein bisschen größer werden. Als ich sie im Herbst beerdigt habe - in die Erde gelegt habe - war ich schon damals sehr gespannt, was aus diesen Zwiebeln wird. Und in den letzten Tagen sind sie kräftig gewachsen – jetzt zu Ostern werden sie in voller Blüte stehen. Und hier und da sind auch schon Schmetterlinge zu sehen und flattern durch die warme Luft, die die ersten Apriltage zu uns gebracht hat. Der Schmetterling ist das Motiv auf den Osterkerzen, die heute Nacht in unseren Pfarrkirchen das erste Mal entzündet wurden. Vielen Dank an Frau Katharina Schulz-Linkholt und Frau Elisabeth Sedlmayr, die die neuen Kerzen für Rosenkranzkönigin und St. Bruder Klaus verziert haben! Der Schmetterling war schon früh im Christentum ein österliches Sinnbild für die Verwandlung vom Starren zum Lebendigen. Das ist die Erfahrung, die der Aufmerksame macht, wenn er/sie die Natur in diesen Tagen beobachtet: ein großer Wandel geschieht. Aus scheinbar Totem kommt neues Leben. Die Raupe, in ihrer Bewegung an zwei Dimensionen gebunden, verpuppt sich und hängt scheinbar leblos an irgendeinem Ast. Doch dann befreit sich der Schmetterling aus seiner Enge und erobert die Lüfte. Das ist das Sinnbild für Ostern! Der gläubige Mensch, der hinter dem Äußeren das Geschehen im Wesentlichen sieht, entdeckt die Spuren des Wirkens Gottes: In der Natur – da ist es offensichtlich. Und: zu Ostern, als Gott seinen Sohn Jesus Christus aus dem Tod in das ewigen Leben geholt hat. Das grundsätzlich Verschiedene zur Natur: Das Eingreifen Gottes in unsere Welt geschieht aus Seiner Souveränität und aus seiner Gnade. Gnade heißt ja „Zuwendung“! Gott kann über das Natürliche hinaus noch viel mehr bewirken. Jahwe wendet sich seinem angsterfüllten Volk Israel zu und errettet es aus den Fängen des Leidens und der Not. Gott ist stärker als der Tod – deswegen gibt er Jesus im Grab ein neues Leben, das auch nicht mehr an die Dimensionen unseres Denkens und der Naturgesetze gebunden ist. Gott wendet sich dem Menschen in seinem Tod zu und verwandelt Tod in Leben. Daran erinnert die Osterkerze des Jahres 2020: Der Schmetterling als Sinnbild für die Kraft der Wandlung, die Gott uns schenken will. Ob wir diese Wandlung selbst an uns erfahren, ist davon abhängig, ob wir es für uns selbst zulassen und es Gott tatsächlich zutrauen, in unser Leben einzugreifen und ER es immer wieder zum Guten wandeln kann. Als ich das Motiv mit den Gestalterinnen der Kerzen besprochen habe, war noch gar nicht daran zu denken, dass dieses Osterfest ganz anders werden sollte. Die Pandemie hat diese Welt schon jetzt umgekrempelt – viele Veränderungen, Einschränkungen und große Ängste bestimmen das Leben. Und dahinein wird die Botschaft gesagt: Gott ist stärker als Angst, Not und Tod. Der Blick auf die Schmetterlinge unserer Osterkerzen gibt uns Hoffnung, dass die Fülle des Lebens jetzt schon da ist und sie darauf wartet, im Glauben an Gott von IHM geweckt und zur Entfaltung gebracht zu werden. In den Kirchen liegen Gebetszettel mit dem Foto des Schmetterlingsreliquiars aus Regensburg auf. Wenn Sie einen Osterspaziergang machen – gehen Sie doch in unsere Pfarrkirchen und nehmen sich einen Gebetszettel mit! |